Yoga oder Schönheitsoperation?
Tja, diese Frage stelle ich mir manchmal. Wenn ich dann aber montags bei Henriette auf meiner nagelneuen, muschelweichen und aus feinstem Lammfell gefertigten Matte liege, denke ich, dass ich keine OP brauche. Warum? Weil wir atmen, die Stirn glätten, Ruhe in uns finden, meditieren, die Gedanken vorbeiziehen lassen wie einen Wüstenwind, der erst an uns zerrt und dann einfach davon fliegt, lautlos fast. Und wenn wir nach 90 Minuten, die Henriette uns mit ihrer sanften und doch energischen und klangvollen Stimme durch die Yogasitzung führt - ja, wir sitzen auch viel - wenn wir dann wieder zum Sitzen und zum Abschluss kommen, ist meine Seele in Ordnung. Mein Blutdruck gesenkt, meine Stirn geglättet, die Mimikfalten fast unsichtbar und ich frage mich: Wozu viel Geld ausgeben, wenn ich das alles auch für einen Bruchteil haben kann? Schließlich habe ich mir gerade eine neue Yogamatte gegönnt. Auf der glättet sich die Stirn von selbst und noch viel mehr.
Und es ist schon bizarr, von lauter gestrafften Frauen umgeben zu sein. Nicht in der Yogastunde, woanders. Im Job, in der Stadt, auf so genannten VIP-Terminen, wo ich als Journalistin einfach oft aufkreuzen muss. Wenn ich dann sehe, dass nur noch der Mund lacht, aber die Stirn nicht mehr, vergeht mir das Lachen. Wenn ich dann sehe, dass die Lippen aufgespritzt sind und unter Spannung stehen, werde ich nervös. Und wenn ich sehe, wie sehr gelogen wird, und alle einfach nur viel Mineralwasser, Yoga und Pilates machen, ach ja, viel Schlaf und eine gesunde Ernährung kommen auch noch hinzu, um dann glatt jünger auszusehen als sie sind, dann fange ich an, frech zu werden. Und gelangweilt von diesem Gerede, ich weiß nicht, was schlimmer ist?
Morgen mehr dazu.
Schreckt